Buchtipp

Acht Wochen, die die Welt erschüttern werden

In Lutz Büges Thriller „Evan“ befindet sich die amerikanische Demokratie am Rand des Abgrunds

(c) Ybersinn Verlag

 

Der Virenkrieg-Zyklus des Offenbacher Autoren Lutz Büge ist eine fiktive Fortschreibung tatsächlicher politischer Ereignisse. Die theoretisch möglichen Folgen von Entwicklungen, die im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begonnen und ihre Ursachen bereits in den 1950er und 1960 Jahren haben, eskalieren zwischen 2017 und 2025. Drei Bände („Virenkrieg 1“, „Skylla“ und „Incubus“) liegen schon vor. Nunmehr ist der vierte Band der Reihe erschienen, er trägt den Titel „Evan“.
 

Die beschriebenen Vorgänge sind im realen militärisch-industriellen Komplex der USA angesiedelt. Der Begriff bezeichnet ein Geflecht aus Rüstungsindustrie, rechtskonservativen Politikern und Militärs, Geheimdiensten und neokonservativen Denkfabriken. Er gewinnt nachweislich einen immer größeren Einfluss auf die US-amerikanische Politik. Zumindest dann, falls der jeweilige Präsident ebenfalls die Ziele dieser Interessensgruppen vertritt oder sie (aus Rücksicht auf Sponsoren seines Wahlkampfes und Stammwähler) toleriert. Der Name selbst geht auf den Soziologen Charles Wright Mills zurück, der ihn in seinem Buch „Die amerikanische Elite“ (1956 erschienen) zum ersten Mal verwendete. Präsident Dwight D. Eisenhower warnte in seiner Abschiedsrede am 17. Januar 1961 ausdrücklich vor dem Komplex und hielt ihn für eine Gefahr für die Demokratie. Oliver Stones Film „JFK – Tatort Dallas“ beginnt mit Ausschnitten aus dieser Rede.

Die Einflussnahme des militärisch-industriellen Komplexes lässt sich vor allem an außenpolitischen Aktionen festmachen, die vom Auslandsgeheimdienst CIA geplant und durchgeführt wurden. Allein seit den 1950er Jahren sind zahlreiche gezielte Vorgehen nachweisbar, denen die notwendige Billigung des US-Kongresses fehlten. So die Entmachtung des iranischen Ministerpräsidenten Mossadegh im August 1953 oder der Angriff kubanischer Exilanten auf Fidel Castros Kuba am 17. April 1961 in der Schweinebucht, der nach zwei Tagen mit einer Niederlage der Invasoren endete. Auch das Attentat auf Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas (Texas) wird inoffiziell Rüstungskreisen angelastet, die im Bündnis mit FBI und Inlandsgeheimdiensten operiert haben sollen, um dadurch jegliche Entspannung im Ost-West-Konflikt zu verhindern. Ebenso gilt der angebliche Torpedo-Angriff nordvietnamesischer Schnellboote auf US-Kriegsschiffe am 2. und 4. August 1964 im Golf von Tonkin, der ab Januar 1965 zur endgültigen Eskalation des Vietnamkriegs führte, als Inszenierung von Geheimdiensten im Auftrag der Rüstungslobby. Der Aufbau sogenannter Stay-behind-Kampftruppen in Westeuropa, der ab den 1950er bis zum Anfang der 1990er Jahre zur Führung eines Partisanenkriegs gegen den Ostblock organisiert worden war, geht gleichfalls auf die CIA zurück. Und längst ist bewiesen, dass der Plan für den Putsch gegen den chilenischen Präsidenten Allende vom 11. September 1973 in den Zirkeln dieses Geheimdienstes entstanden war. Die Luftaufklärungsfotos von angeblich auf Weisung von Irak-Diktator Saddam Hussein installierten Abschussrampen für Mittel- und Langstreckenraketen mit atomaren Gefechtsköpfen waren Fälschungen der Nachrichtendienste. Sie waren der vorgeschobene Anlass für den Irak-Krieg von 2003, der das ohnehin fragile Gefüge im Nahen und Mittleren Osten endgültig ins Wanken brachte und das Entstehen von Terrororganisationen wie des IS begünstigte. Auch die Einrichtung von Auslandsgefängnissen, so genannten „Black Sites“, die gegen die US-Verfassung verstoßen, war das Produkt einer CIA, die sich als Staat im Staate fühlte und möglicherweise weiterhin fühlt.

Der militärisch-industrielle Komplex bildet die inhaltliche Folie der insgesamt fünf „Virenkrieg“ – Romane von Lutz Büge (der fünfte Band erscheint im Herbst 2020). Hierbei stellt der Autor die Entwicklung biologischer Waffen in den Vordergrund. Waffen, die sowohl gegen politische Gegner im Innern als auch gegen ausländische Regierungen und ganze Völker eingesetzt werden können – und eingesetzt werden. Büge subsumiert das Geflecht der mit- und gegeneinander arbeitenden Dienste in der fiktiven Geheimorganisation SCOUT (Strategic Committee for Offensive and Unexpected Threats, deutsch: Strategiekomitee für bedrohliche, unerwartete Gefahren). Sie ist aus einer anderen fiktiven Organisation der 1960er Jahre, aus „The Committee“, hervorgegangen. Auch hier bedient sich Büge tatsächlicher historischer Vorbilder.

Die Leser der VIRENKRIEG-Bände 1 bis 3 erinnern sich:

Der deutsche Mikrobiologe und Genetiker Jan Metzner, der in den USA studiert hat und in Griechenland ein Unternehmen betreibt (Züchtung von Bakterien für die ökologische Landwirtschaft), wird 2024 von der illegalen US-Organisation FAD (Foreign Affairs Division, einer Einsatztruppe der Geheimorganisation SCOUT) entführt. Metzner soll zum Köder für seinen amerikanischen Studienfreund Michael Schwartz werden, der im Labor Al-Isra, einer unterirdischen Anlage in der libyschen Wüste, an der Dechiffrierung der Zwei-Komponenten-Biowaffe Skylla & Charybdis forscht. Diese Arbeitsstätte ist von der „Islamischen Allianz“ eingerichtet worden, die sich als inhaltliche und politische Erneuerung des Islam versteht. An ihrer Spitze steht der jordanische König Abdallah. Die Allianz hat zwei Todfeinde: Die autoritären und religiös ultra-orthodoxen Regierungen Arabiens einerseits und die rechts-konservativen Kreise in Regierung und Kongress der USA andererseits. Letztere favorisieren beispielsweise das reaktionäre saudische Königshaus als Bündnispartner in dieser Region. Wegen des Öls, aber auch, weil Antidemokraten niemals Demokraten unterstützen. Beispielsweise bei der im Roman anstehenden Wahl eines neuen US-Präsidenten.

Im dritten Band des Zyklus (“Incubus“) wird vor allem beschrieben, wie Al-Isra von äußeren und inneren Gegnern bekämpft wird. Trotz Bombardements und Intrigen versucht Jan Metzner, die Arbeit von Michael Schwartz fortzusetzen (Immunisierung gegen Skylla & Charybdis) und speziell den rätselhaften Swat Valley Virus zu decodieren, der in Pakistan zu Hunderttausenden Toten führte. Die Einschläge der Superbombe „Incubus“ führen zu einer chaotischen Situation in Al-Isra. Es gelingt Jan Metzner, der Festungsanlage, die er wegen offensichtlich gewordener interner Konflikte immer mehr als Gefängnis empfunden hat, zu entkommen.
 

 

Im seit März dieses Jahres vorliegenden vierten Band („Evan“) geht es mit Hochspannung weiter. Dem Inferno in der libyschen Wüste auf gefährlichen Umwegen entronnen, findet sich Jan Metzner in einer Zelle wieder. Es scheint sich um eine US-amerikanische Arrestanstalt irgendwo auf der Welt zu handeln, in der es geheimnisvoll zugeht. Wichtigstes Indiz dafür sind die Verhöre durch die CIA-Agentin Sylvia Warner. Sie wirft Metzner vor, dass seine sämtlichen Angaben über Personen, Orte und biologische Waffen, mit denen er in Al-Isra zu tun hatte bzw. die ihm bekannt wurden, eine Erfindung seien. Laut der von ihr veranlassten Recherchen seien die Menschen, die er als wissenschaftliche Kollegen bzw. Sicherheitsleute genannt hatte, vor dem Jahr 2024, dem Jahr seiner Verschleppung nach Al-Isra, entweder eines natürlichen Todes gestorben oder bei der Bombardierung von Tripolis 2011 ums Leben gekommen. Es gäbe auch keinerlei Anlass für die Vermutung, dass die USA von einem Virenangriff durch Geheimorganisationen bedroht würden.
 

Während Jan Metzner immer wieder neue Anläufe unternimmt, um die CIA-Agentin von der Wahrheit seiner Angaben zu überzeugen, bereitet man sich in Washington auf die Amtseinführung des neuen Präsidenten Joey Calderon am 20. Januar 2025 vor. Der von konservativer Seite angefeindete Repräsentant des links-liberalen Flügels der Demokraten hatte die Wahl im vorangegangenen November gewonnen. Mutmaßlich auch deswegen, weil ein missglücktes Attentat auf ihn deutlich machte, dass die amerikanische Gesellschaft gespalten ist und es dringend erheblicher inhaltlicher Korrekturen am innen- und außenpolitischen Kurs bedarf. Calderon hatte bereits Philipp Schwartz jun., den Bruder des ermordeten Michael Schwartz, in sein Wahlkampfteam aufgenommen. Künftig soll dieser dem Beraterkreis des Präsidenten angehören und zusätzlich mit dem Aufbau einer Denkfabrik betraut werden. Seiner Beförderung sieht auch Detective Marc Johnson entgegen, den die Leser bereit in „Incubus“ kennengelernt haben. Er hatte auf Drängen des rätselhaften Doppelagenten Evan die Spur des in Kanada untergetauchten Archivars Kenneth Fitzgerald aufgenommen, der die geheimen Akten der Warren-Kommission im Staatsarchiv betreut, sie aber angesichts von Bedrohungen kopiert hatte und mit ihnen an einen geheimen Ort entkommen war. Diese Dokumente belegen die Beteiligung von SCOUT am Attentat auf Präsident Kennedy. Der Präsident hat unmittelbar nach seiner Inauguration Johnson offiziell zum Mitglied der Warren-II-Kommission berufen, welche endgültige Klarheit in dieser Sache schaffen soll.
 

Während sich der Stab des Präsidenten sortiert, kündigen sich auch Änderungen bei den Geheimdiensten an. Die CIA-Direktorin erkennt die illegalen Bindungen des Nachrichtendienstes an SCOUT und will in Übereinstimmung mit dem Präsidenten gegensteuern. Sie bildet ein verdeckt arbeitendes Führungsgremium mit eigenen Kommunikationssträngen, dem auch die Agentin Silvia Warner angehören wird, die Jan Metzner in einem CIA-Gefängnis verhört und mittlerweile den Eindruck gewonnen hat, dass dessen Informationen von größter Bedeutung sein könnten. Marc Johnson wird ebenfalls eingebunden.
 

Derweil beschäftigen sich Präsident und Sicherheitsrat mit der Entwicklung in Nordafrika. Das so genannte Kalifat, einer der Gegner der „Islamischen Allianz“, hat ein vor Alexandria kreuzendes Versorgungsschiff der US-Navy beschießen lassen. Die dabei verwendeten Raketen stammen aus der Produktion eines amerikanischen Rüstungskonzerns und sind offiziell noch gar nicht auf dem Markt. Doch es gibt noch weitere beunruhigende Nachrichten. Die CIA-Direktorin berichtet über die Entdeckung einer Spionagesoftware, die offenbar im gesamten Regierungsapparat installiert ist. Mutmaßlich handele es sich um eine Aktion von SCOUT. Und diese Geheimorganisation plane, wenn man sämtliche Indizien auswerten würde, allem Anschein nach einen Angriff mit der Biowaffe SVO (Swat Valley Organismus) auf die USA und die Machtübernahme mit Hilfe von Teilen des Militärs. Dieser Angriff sei Teil eines Szenarios namens „Enduring Freedom“. Es käme nun darauf an, das SCOUT-Hauptquartier „Succeedo“ zu entdecken und die Kommunikation von Regierung und den nicht zum Putsch bereiten Teilen von CIA und Militär besonders abzuschirmen. Dabei könnte der Kontakt zu einem Doppelagenten namens Evan behilflich sein, der im SCOUT-Netz tätig sei, aber dessen Ziele nicht teile. Mit diesem habe Detective Marc Johnson im Zuge seiner Ermittlungen über den Verbleib der Geheimakten der Warren-Kommission mehrfach Kontakt gehabt. Allerdings habe sich Evan bereits seit Tagen nicht mehr gemeldet. Zudem sei eine Liste mit 25.000 Namen von Persönlichkeiten aufgetaucht, gegen welche die Biowaffe Skylla eingesetzt werden soll.
 

Zeitlich parallel zu diesen Ereignissen ändert sich für Jan Metzner einiges. Seine verschollen geglaubte Schwester Meike wird ebenfalls in das Gefängnis eingeliefert. Wenige Tage danach kommen beide in einen beschränkt offenen Vollzug. Sie können ihre Zellen verlassen und sich gegenseitig besuchen. Und Agentin Sylvia Warner versucht, eine vertrauliche Atmosphäre zu schaffen. Sie nennt zum ersten Mal den Ort, an dem die Geschwister festgehalten werden: Fort Belvoir im US-Staat Virginia, unweit von Washington D.C. gelegen. Der Kommandeur des Stützpunkts, Vier-Sterne-General Tibbetts, gilt als SCOUT-Mitglied. Dennoch wird der CIA-Trakt in der Anlage als sicher eingestuft. Darum sollen Jan und Meike einstweilen dort verbleiben. Und den zu Reformen entschlossenen Teil der CIA mit Informationen und Analysen zu den Bio-Waffen unterstützen. Seine Einlieferung nach Fort Belvoir verdanke Jan, so Sylvia Warner, dem Doppelagenten Evan. Der habe ein psychiatrisches Gutachten über Jan erstellt, das von dem Psychiater Evan Adamowski unterschrieben sei. Doch einen solchen Mediziner gäbe es nicht.
 

Für Präsident Calderon und seinen Stab gibt es indessen keine Verschnaufpause. Der rechtsgerichtete israelische Premierminister Elkabetz will das Westjordanland vollständig annektieren. Immer mehr Israelis aus der gehobenen Mittelschicht verlassen das Land in Richtung Deutschland, Frankreich, Spanien und USA. In den Vereinigten Staaten ist die Rüstungsfirma Nanocorp in den Verdacht geraten, ihre Tarnkappen-Technologie, die vor allem U-Boote vor dem Entdecken schützen soll, auf Initiative von SCOUT an Unbefugte weitergegeben zu haben. Stichproben des FBI hätten ergeben, dass die bereits entdeckte illegale Spionagesoftware „HeavenSec“ tatsächlich im gesamten Regierungsapparat sowie in der Verwaltung und im Militär installiert worden sei. Man kommt überein, die Kommunikationsstränge der Fa. DSI, der Produzentin von „HeavenSec“, lahmzulegen und diese Aktion als Notfallübung zu deklarieren. Die Öffentlichkeit soll dahingehend informiert werden, dass diese Übung der Sicherung der Kernkraftwerke diene, damit diese im Notfall beherrschbar blieben.
 

In Fort Belvoir stellen Jan und Meike Metzner sowie Sylvia Warner Mutmaßungen darüber an, welche Menge an SVO-Sporen benötigt würden, um die USA zu vernichten. Jan rechnet mit 15 Zentnern und er hält dezentrale Angriffe für die möglichste Variante. Bevorzugte Angriffsziele könnten Klimaanlagen sein. Die Bevölkerung ließe sich allenfalls durch Gasmasken und hermetisch abschließende Schutzkleidung schützen. Als Gegenmittel plädiert Jan für Ibotensäure. Militärflugzeuge könnten diese als Aerosole über alle Regionen versprühen. Ibotensäure müsse mit SVO in Kontakt gebracht werden, bevor dieses Menschen erreiche. Als Abschussplattform für SVO-Behälter eigneten sich U-Boote, die dicht vor den US-Küsten operierten. Die Islamisten, die von SCOUT unterstützt würden, verfügten nach Einschätzung der verfassungstreuen Militärs über mindestens ein U-Boot, das mit Nanotechnik getarnt sei.
 

Während dieser turbulenten Ereignisse meldet sich Evan bei Marc Johnson, um seinen Rückzug anzukündigen. Er habe die letzten Spielzüge eingeleitet bzw. bereits abgeschlossen. Jetzt seien jene am Zuge, die er eingebunden habe. Damit meint er offenbar Marc Johnson und seinen Kreis. Die Islamische Allianz habe er mit Material über Samuel McWeir, den Konstrukteur der biologischen Waffen und SCOUT-Angehörigen, versorgt. Auch einen wichtigen Informanten, gemeint ist offensichtlich Jan Metzner, den Johnson noch nicht kennt, habe er vor SCOUT in Sicherheit gebracht. Und zwar direkt vor der Nase der Geheimorganisation in Fort Belvoir. Das Wissen dieses Informanten müsse unbedingt geschützt werden. Es sei wichtig für das Überleben der Menschheit. Und er appelliert an Marc: Dem Putsch müsse die Führungsspitze genommen werden. In deren vorderster Reihe stünde General Tibbetts in Fort Belvoir. Ebenso mischten die Kommandeure von Fort Detrick und der Luftwaffenbasis in Andrews mit. Loyal zum Präsidenten und zur Verfassung stünde hingegen Colonel Leonardi in Fort Belvoir; er kommandiere ein Bataillon der Marines. Auch der Kommandeur der Marines in Quantico, General Whitfield, sei loyal. Mit ihrer Hilfe müsse Secceedo, die geheime Bastion von SCOUT, erobert werden. Abschließend übermittelt er Marc die Koordinaten von Succeedo.
 

Sowohl in Washington als auch in Fort Belvoir und in anderen Orten spitzt sich das Geschehen zu. Anscheinend ist das gesamte Land von SCOUT infiltriert worden. Die Geheimorganisation will die Demokratie abschaffen und einen totalitären und militaristischen Staat errichten. Dabei geht sie ein Bündnis mit reaktionären islamistischen Gruppen ein, um den Blick der Bevölkerung auf außeramerikanische Konfliktfelder zu lenken. Im April 2025 schlagen Söldner, die aus privaten Sicherheitsdiensten rekrutiert wurden, in Washington zu. Auch das Weiße Haus wird angegriffen. In Fort Belvoir kämpft US-Militär gegen US-Militär. Jan und Meike Metzner, Sylvia Warner, Marc Johnson und Colonel Leonardi befinden sich plötzlich im Überlebenskampf der Vereinigten Staaten, der auch ihr eigenes Leben massiv bedroht.

 

Ebenso wie die vorher erschienenen Teile des Virenkrieg-Zyklus besticht auch der vierte Band durch ein spannend erzähltes dramatisches Geschehen. Regelmäßig werden ausführliche Informationen über das Regierungssystem der USA, über Parteien und Interessensverbände und über die bedenkliche Nähe des Landes zum Militarismus eingeflochten. Sämtliche gestalterischen Elemente kumulieren zu realitätsnahen Szenarien über ein Land, in dem vieles möglich erscheint und in dem leider auch eine alltäglich gewordene Geringschätzung menschlichen Lebens, insbesondere des Lebens Schwarzer und des anderer Völker, anzutreffen ist.


Verfasst ist der Roman in einer sehr präzisen Sprache, die beim Leser den Eindruck vermittelt, dass es sich nicht um Reality Fiction, sondern um Reportagen aus den USA von heute handeln könnte. Ich hatte die Lektüre des Buches längst beendet, als die Bilder vom martialischen Aufmarsch der Nationalgardisten vor dem Weißen Haus um die Welt gingen. Und ich assoziierte sofort Lutz Büges „Virenkrieg“ und speziell die Vorgänge in „Evan“.
Und kam dabei zu dem Schluss, dass sich in dieser fiktiven Erzählung, die im Jahr 2025 angesiedelt ist, die amerikanische Demokratie am Rand des Abgrunds bewegt. Die Realität des Jahres 2020 zeigt, dass das nicht nur Spekulation sein könnte.

KPM

 

Bibliografische Daten
Lutz Büge
EVAN
Virenkrieg IV
476 Seiten, Paperback
Ladenpreis 18,00 Euro
Ybersinn Verlag
ISBN 973-3-9820887-1-6