Archiv "Vom Geist der Zeit" | Zeitgeschichte

Osthofen

Das rheinhessische Konzentrationslager im Kontext von Anna Seghers Roman „Das siebte Kreuz“

Foto des Konzentrationslagers Osthofen. (c) Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz

Die Verharmlosung des NS-Staats und seiner Mordeinrichtungen ist ein typisches Kennzeichen der neuen rechtsradikalen Bewegungen. Von der AfD über Pegida und Drittem Weg bis zur Querfront. Und einschließlich ihrer Publizistik wie der Wochenzeitung „Junge Freiheit“, den Zeitschriften „Compact“ und „Sezession“ sowie dem gesamten Programm des Antaios Verlags. Der Ko-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, schien sich von diesen „fünften Kolonnen“ bestärkt zu fühlen, als er unlängst die Nazi-Diktatur mit einem „Vogelschiss in 1.000 Jahren deutscher Geschichte“ verglich. Angesichts solcher Geschichtsklitterungen, die von zu vielen Bürgern achselzuckend hingenommen werden, ist es notwendig, anhand typischer Beispiele an das zu erinnern, was tatsächlich war. Eine Möglichkeit dazu bietet die Beschäftigung mit Anna Seghers Roman „Das siebte Kreuz“, der von seiner Autorin „den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands"gewidmet worden war. Er entstand zwischen 1938 und 1942 im mexikanischen Exil.
 

Die Handlung spielt im Herbst des Jahres 1937, als sich das Dritte Reich sichtbar konsolidiert hatte - und Terror und Unterdrückung seit vier Jahren formal legale Elemente des staatlichen Gewaltmonopols waren.
Aus dem Konzentrationslager Westhofen am Rhein sind sieben Häftlinge entkommen. Um die anderen Inhaftierten abzuschrecken und die Wiedereingefangenen zu Tode zu quälen, lässt der Lagerkommandant sieben Kreuze auf demAppellplatzdes KZs errichten. Der Gestapo gelingt es, vier der entflohenen Häftlinge einzufangen; ein anderer stirbt, bevor er sein Heimatdorf erreicht, während sich der sechste freiwillig stellt. Nur einem, Georg Heisler, glückt die Flucht - weil ihm Menschen helfen, die trotz eigener Lebensgefahr ihre demokratische Gesinnung und ihre Bereitschaft zur Solidarität bewahrt haben. So bleibt das siebte Kreuz leer und wird zum Symbol der Hoffnung und des Widerstands.

Wer sich auf Spurensuche begibt und im Rheinhessischen zwischen Worms und Mainz nach einer Ortschaft namens Westhofen sucht, weil dort möglicherweise noch Reste des von Anna Seghers beschriebenen Konzentrationslagers auffindbar sein könnten, wird enttäuscht. Es gibt zwar einen Ort dieses Namens, der ca. 16 KM südöstlich von Alzey liegt und der vor allem durch seinen Weinbau bekannt ist. Aber ein ehemaliges Konzentrationslager sucht man dort vergeblich. Jedoch befindet sich sechs KM von diesem Dorf entfernt in östlicher Richtung die Kleinstadt Osthofen, die zur Verbandsgemeinde Wonnegau zählt. Und exakt dort gab es vom März 1933 bis zum Juli 1934 ein Konzentrationslager. Anna Seghers hat die Namen der Ortschaften ausgetauscht, aber allein die Beschreibung der Landschaft, z.B. die der Gemüsefelder oder des Morasts am westlichen Rheinufer, lassen keine Zweifel aufkommen. Das seinerzeitige Lager Osthofen ist die reale Grundlage für den Roman, der allerdings zu einer Zeit spielt, als es dieses KZ bereits seit drei Jahren nicht mehr gab.
Was war geschehen, damit sich in einem Staat ein Unrechtssystem durchsetzen konnte? Blicken wir deswegen kurz auf die historische Entwicklung:
Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde 1806 von Napoleon zum Großherzogtum Hessen ernannt und in den Rheinbund eingegliedert, was automatisch das Ausscheiden aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation bedeutete. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurden ihm vom Wiener Kongress auch Gebiete westlich des Rheins zugeschlagen, die fortan als Rheinhessen bezeichnet wurden, nämlich die Gebiete um Mainz, Alzey und Worms. Das spiegelte sich auch im Namen des Fürstentums wider. Denn es bezeichnete sich fortan als „Großherzogtum Hessen und bey Rhein“. Darmstadt blieb weiterhin Regierungssitz.

Am 9. November 1918 setzten Arbeiter- und Soldatenräte den amtierenden Großherzog Ernst Ludwig ab. Damit schlug die Stunde der Republik, die sich Volksstaat Hessen nannte. Dieser bestand ebenso wie das Großherzogtum aus den nicht zusammenhängenden Teilen Oberhessen im Norden, Starkenburg im Süden und Rheinhessen jenseits des Rheins im Westen.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 einsetzte, machte auch vor dem Volksstaat Hessen nicht halt. Im Gegenteil. Die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik wurde innerhalb weniger Wochen zunächst durch Notverordnungen unterlaufen und dann durch Gesetze abgeschafft. Formale Grundlage war die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 und schließlich das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933. Die Vorschriften der Reichstagsbrandverordnung lieferten die formale Grundlage für die Einrichtung von Konzentrationslagern.
Zum 1. Mai 1933 ordnete der Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen, Dr. Werner Best, die Schaffung eines Konzentrationslagers für Hessen in Osthofen bei Worms an. Dort sollten alle jene Einwohner des Landes interniert werden, welche die Polizei aus politischen Gründen verhaftet und bereits länger als eine Woche festgehalten hatte. Tatsächlich bestand dieses Konzentrationslager jedoch bereits seit dem 6. März 1933, und die ersten Häftlinge wurden ebenfalls schon vor der offiziellen Eröffnung eingeliefert.
Mit der Errichtung des einzigen „frühen“ Konzentrationslagers des Volksstaats Hessen hatte Best eines der ersten staatlichen KZs im Reich geschaffen. Gleichzeitig hatte er die Bekämpfung der Gegner des NS-Regimes seiner neu geschaffenen politischen Landespolizei unterstellt. Im Unterschied zu anderen Konzentrationslagern, wie z.B. in Dachau/Bayern, kam es im KZ Osthofen jedoch zu keinen Todesfällen. Zudem war die Zahl der Schutzhäftlinge in Hessen im Vergleich zu anderen Ländern gering. Insgesamt dürften ca. 3.000 Menschen in Osthofen inhaftiert gewesen sein. Von lediglich etwa 1.600 von ihnen sind die Namen bekannt. 114 waren Juden. Viele wurden zunächst wegen politischer, gegen das NS-Regime gerichteter Aktivitäten verhaftet. Sofern die Festnahmen nicht auf der Basis der so genannten „Reichstagsbrandverordnung“ erfolgten, lauteten die stereotypen Anklagen „Rassenschande“ (verbotene Beziehungen zwischen so genannten Ariern und Juden) und „unsoziales Verhalten“. Im Vergleich zu ihren Mithäftlingen wurden die jüdischen KZ-Insassen besonders schlecht behandelt, häufiger gedemütigt, geschlagen und auf andere Weise misshandelt.

Nachdem Heinrich Himmler im Mai 1934 angeordnet hatte, die Konzentrationslager zu zentralisieren, wurden die meisten kleineren KZs aufgelöst; als eines der letzten das Lager Osthofen im Juli 1934. Die Existenz des Lagers war vor der Bevölkerung nicht geheim gehalten worden. Im beschränkten Maß war es möglich, dass die Häftlinge Besuch empfangen konnten. Es gab sogar eine offizielle Ansichtskarte.

Da Anna Seghers aus einer jüdischen Familie stammte, hätte man von ihr eigentlich ein konkretes Eingehen auf den Staatsantisemitismus des Dritten Reichs in dem Roman erwartet. Selbst wenn das vollständige Ausmaß der planmäßigen Ermordung der Juden im Jahr des Erscheinens des Buchs, 1942, noch nicht vollständig überschaubar war. Andererseits ließen die Nürnberger Rassengesetze und die unverhohlenen Drohungen Hitlers gegenüber den Juden, insbesondere für den Fall eines Krieges, Rückschlüsse auf die Ziele der faschistischen Diktatur zu. So vermisst man eine zumindest vorläufige Einschätzung der Ereignisse, kunstvoll in die Romanhandlung eingeflochten, angesichts der Singularität dieser Verbrechen bei der Lektüre der Erzählung schon.

Die Art der Geschichtsschreibung, die sich im „Siebten Kreuz“ niederschlägt, ist jedoch von anderer Art. Das hängt mit dem Wechsel der Perspektive zusammen. Diese wird auf den einzelnen Menschen hin ausgerichtet. Es werden Quellen, nämlich Zeitzeugen, erschlossen, um dem Alltag mit seinen diversen Verzweigungen auf die Spur zu kommen. Kleine und vielfach auch kleinste Lebenszusammenhänge werden als typisch für das damalige Geschehen eingeführt. Was die allgemeine, die abstrahierende Geschichtswissenschaft tendenziell eher an den Rand schiebt, gerät bei Anna Seghers in das Zentrum der Betrachtung. Das erklärt, zumindest weithin, den Verzicht auf allgemeine und systematisierende Erörterungen. Die detaillierte Beschreibung der Tatsachen, welche die Geschichten von Abhängigen sind, also von Opfern sowie von Verlierern gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, wird sowohl zum historischen als auch zum literarischen Instrument. Und dies gestattet eine ganz besondere Sicht auf einen Zeitabschnitt in der deutschen Geschichte, nämlich als der Staat zur Beute von Nationalisten, Rassisten und Unmenschen geworden war. In solch einem Kontext werden auch die Bilder vom Widerstand kontrastreicher, erhalten mehr Zwischentöne und verbieten eine reine Schwarz-weiß-Bewertung.

Die Menschen aus Rheinhessen und Frankfurt, die im „Siebten Kreuz“ auftreten, sind - wie in der Wirklichkeit - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen weder große Helden oder Märtyrer noch Frauen und Männer, die Geschichte machen, sondern Bauern, Handwerker, Fabrikarbeiter, ein Schäfer, ein Arzt, ein Pfarrer und ein promovierter Chemiker. Ihr Alltag ist selbst in den Jahren des Terrors nach der so genannten »Machtergreifung« der Nazis geprägt von Arbeit und von Freizeitbeschäftigungen an den Wochenenden. Außerdem schildert Anna Seghers jene kleinen und großen Tragödien, die nicht selten den Alltag von Familien bestimmen: Trennungen, Generationenkonflikte, soziale Probleme.

Georg Heisler, der letzte von sieben Häftlingen, die den Ausbruch aus dem KZ Westhofen versuchten und der als einziger endgültig entkommen konnte, ist nicht nur der klassenbewusste Kommunist, der sich als Gegenpol zum Kapitalismus und zum Unterdrückungssystem des Nazi-Staats versteht. Ja, seine politischen Motive werden nicht geleugnet. Doch er ist auch von einer unbestimmten Sehnsucht nach dem ganz anderen, sogar einem gefährlichen Leben, getrieben. Und das scheint mehr als nur ein Fingerzeig zu sein auf die Sehnsüchte der behüteten Mainzer Bürgerstochter Anna Seghers.

Historisch Nachprüfbares wie der gewöhnliche Alltag in Rheinhessen und Frankfurt, die Aneignung des normalen Lebens durch eine reaktionäre politische Bewegung sowie offene und verdeckte Widerstandshandlungen, insbesondere die schließlich gelingende Flucht aus dem Überwachungsnetz, das die Nazis über das Land und seine Menschen gespannt haben, verschmelzen mit der Fiktion des Romans. Dieser zeigt zudem den Umgang der Exilantin Anna Seghers mit der ihr aus eigener Anschauung unbekannten Realität in NS-Deutschland zwischen 1933 und 1937. Denn sie musste bereits 1933 fliehen und sich nach Frankreich absetzen, später nach Mexiko und in die USA.

Zur historischen Recherche gehört nicht zuletzt ein Vergleich zwischen den fiktiven bzw. authentischen Dörfern West- und Osthofen und zum anderen die Gegenüberstellung von Biografien fiktiver KZ-Wärter in Westhofen zu den realen SA- und SS-Männern in Osthofen, die sich zumindest exemplarisch im beschränkten Umfang nachweisen lassen.

Die Beschreibung Westhofens als eines Orts, dessen Umgebung sumpfig war, gar eine Wildnis voll dürren Gestrüpps, mit welken Stauden und Gurkenfeldern, durchzogen von Weidendämmen und stinkenden Abflussgräben, trifft nicht die Geografie des Weinorts Westhofen zu. Sie ist eindeutig eine Schilderung, wenn auch keine vollständige, von Osthofen, dass kaum einen Kilometer vom westlichen, teilweise morastigen, Rheinufer entfernt liegt und tatsächlich vom Gemüseanbau beherrscht war.

Von einer scherbengespickten Mauer umgeben ist das im Roman erwähnte Gelände einer landwirtschaftlichen Schule, die der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie auf dem Lande dient und die nach Richard Darr benannt ist, seines Zeichens NS-Minister für Ernährung und Landwirtschaft, einem Blut-und-Boden-Theoretiker und Autor von Schriften wie „Das Schwein als Kriterium für nordische Völker und Semiten“.

„Früher war hier solcher Unfug nie gewesen. Allerdings, jetzt wurde etwas verdient hier in der Gegend, wo sonst ein Herumgekrusche gewesen war“. So beschreibt Anna Seghers die Stimmung im Ort. Manche Bauern können ihr Gemüse direkt an das Lager verkaufen und erzielen so einen kleinen zusätzlichen Umsatz. In den Kneipen betäuben die Wachmänner ihre Langeweile oder ihr Gewissen. Einige Einwohner träumen auch von der relativ unrealistischen Möglichkeit, „dass man später das Gelände in Pacht bekäme, das all die armen Teufel da hinten aus buddeln mussten“.

Als überwiegend brutale und rücksichtslose Nazis stellt Anna Seghers die Westhofener Bevölkerung nicht dar. Denn neben anpasserischem Gehabe ist im Roman auch von Anteilnahme die Rede. Jemand bekreuzigt sich angesichts der Stacheldrähte und Wachtposten, des nächtlichen Gejohles der Mannschaften sowie der Schreie und Schüsse, die nach außen dringen und nennt die Sträflinge, die unter Bewachung zur Außenarbeit eingeteilt werden, „arme Teufel“. Eine Frau weint angesichts einer Kolonne mit Häftlingen, die durch das Dorf getrieben wird, als sie bemerkt, dass diese Männer bereits vor der Einlieferung durch Schläge übel zugerichtet waren.

In einer Rückblende berichtet Anna Seghers vom Besuch Ellis, Georg Heislers Frau, und ihrem Vater im Lager. „In unerträglicher Beklommenheit bewegen sie sich durch das vom gewöhnlichen Leben dominierte Dorf“, wo ihnen die Leute „in einer Art allgemeinen und ungefähren Mitleids hinterhersehen, etwa so, als gingen sie in ein Spital oder auf einen Friedhof“.

Andererseits ist den Westhofenern und ihren Nachbarn aus den umliegenden Dörfern während der Jahre seit der „Machtergreifung“ der Nazis 1933 aber auch klar geworden, dass man sich mit den neuen Herren gut stellen muss, falls man „in Ruhe arbeiten, heiraten und erben“ will. Um diesen erwünschten Eindruck bei den Menschen zu verfestigen, greift das System zu einer ausgewogenen Dosis aus Anforderungen, Brot und Spielen. Die Jugend erlebt in den benachbarten Städten die traditionellen bäuerlichen Feste nunmehr als inszenierte Aufführungen mit Feuerwerk und Musikkapellen, in welche geschickt Vorträge wie „Das Bauerntum als Wurzel des Volkstums“ eingeflochten werden. Und wenn auf dem Dorfplatz ein „Hitlereichlein“ gepflanzt wird, gibt man sich pragmatisch. Denn auf Jahre hin wird der karge Baum allenfalls den Spatzen einen mäßigen Schatten spenden.

Der „nette junge Bürgermeister“ bestellt seine Tante ein, weil diese beim Anblick einer Häftlingskolonne öffentlich geweint hatte, und versucht ihr klar zu machen, dass im Wiederholungsfall sie sich selbst und ihren Verwandten „für ihr Leben lang Schaden“ zufügen würde. Sturmführer Alwin, der als „von jeher roh“ beschrieben wird, tritt einem der eingefangenen Flüchtlinge mit dem Absatz auf die Finger, als der sich oben am Wagenrand festhält. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Anteilnahme am Schicksal anderer, vor allem an dem von Minderheiten. Und so schreibt Anna Seghers: „Überhaupt hatten die jüngeren Leute im Dorf, Burschen und Mädchen, ihren Eltern genau erklären können, warum das Lager da sei und für wen, junge Leute, die immer alles besser wissen wollen - nur das die Jungen in früheren Zeiten das Gute besser wissen wollten, jetzt aber wussten sie das Böse besser.“

Obwohl sich die Autorin nicht die Zeit nimmt, um in ihrem Roman ein umfangreiches Bild der sozio-politischen Struktur eines Dorfes wie Westhofen zu zeichnen, gelingt es ihr aber doch, mit wenigen Strichen eine Skizze zu entwerfen, die der Realität eines authentischen Dorfes wie Osthofen in vielem entspricht. Denn nicht nur im fiktiven West-, sondern auch im tatsächlichen Osthofen hat man von dem „nützlichen Verkehr“ profitiert, den „die Ansammlung und Verpflegung vieler Menschen“ in einem KZ mit sich bringt. In den Nachweisen des zuständigen Polizeiamtes Worms finden sich Listen der Verpflegungskosten des Konzentrationslagers Osthofen. So haben Metzger, Bäcker und Gärtner regelmäßig ihre Waren angeliefert und bezahlt bekommen. Aus den Personalakten der Wachleute dieses und anderer Lager geht hervor, dass bevorzugt arbeitslose SS- und SA-Männer aus der Region zum Dienst in der Hilfspolizei herangezogen wurden, was ihnen zumindest ein bescheidenes Einkommen garantierte. Der Kommandant des Lagers, Karl d’Angelo, Inhaber einer schlecht gehenden Druckerei, lässt Häftlinge in seinem Haus und Garten arbeiten. Er erhält von Parteistellen auch Aufträge für seinen Betrieb. Hierzu gehörte auch die Produktion einer Ansichtskarte des Lagers, die dort von Häftlingen, ihren Besuchern sowie von Dorfbewohnern erstanden werden konnte.

Für die Demütigungen der KZ-Insassen griffen die Verantwortlichen zu diversen Formen. Etwa bei der „Säuberung“ des Dorfes. In Osthofener Unterlagen findet sich diese Beschreibung (die Grammatikfehler des Originals wurden übernommen):
„Auf die Feiertage reinigt jede Frau ihre Wohnung; die Gemeinde- und Stadtverwaltungen ihre Straßen. Um jedoch dem Passanten und dem (!) Ausflüglern die Erinnerungen an die 14jahrige Marxistenherrschaft und dessen (!) vernichtenden (!) Folgen, Elend und Armut, diese schönen Reklamen auf Wänden und Häusern zu entfernen, sind heute mehrere Inhaftierte, dabei auch Juden aus dem hiesigen Konzentrationslager, mit Wasser, Bürsten und sonstigem Putzzeug an die Arbeit gegangen, die Erinnerungszeichen für immer zu beseitigen. Ein Hilfspolizist und viele Schaulustige waren Zeugen bei dieser ehrenamtlichen Arbeit.“

In der regionalen Presse finden sich an hervorgehobenen Stellen Fotos, auf denen - wie im Roman geschildert - Häftlinge mit ihren lachenden Bewachern auf dem Marsch nach Osthofen zu sehen sind. Doch es gab auch sichtbare Zeichen der Solidarität aus der Bevölkerung. Ein Metzger übergibt einem Gefangenen, auf den er bei Außenarbeiten trifft, ein Wurstpaket für die Insassen. Ein jüdischer Fabrikant spendet Geld für Decken. Und sicherlich haben die Einwohner von Osthofen ähnlich wie die fiktiven Westhofener im „Siebten Kreuz“ mit gemischten Gefühlen den Besucherströmen zugesehen, die sich laut Presseberichten an den Wochenenden zum Lager bewegten. Solange jedenfalls, bis der Hessische Staatskommissar für das Polizeiwesen, Dr. Werner Best, im Juli 1933 verfügte, dass zur Entlastung des Wachpersonals und angesichts der großen Zahl von „Neugierigen“, Besichtigungen des Lagers künftig nur noch mit seiner vorherigen Genehmigung möglich seien.
Ein Vierteljahr zuvor hatte die „Mainzer Tageszeitung“ noch süffisant gemeldet: „Die Mutter, der Vater oder die Frau mit Kindern der Inhaftierten kamen aufgeregt an und brachten von Worms die Lügen mit, dass die Gefangenen hungern mussten, ja geschlagen, getreten und noch nicht einmal verbunden werden würden ... Aber welche Enttäuschung mussten alle Besucher in der Besuchszeit, die täglich von 2 bis 5 Uhr stattfindet, erleben!“

Ein solches Konzentrationslager für politische Gegner und zunehmend auch für rassisch Diskriminierte in einem gesellschaftlichen Biotop zu installieren, war mutmaßlich nur möglich, wenn man sich einer zumindest relativen Zustimmung in der Bevölkerung sicher sein konnte. Der Politikwissenschaftler und Wahlforscher Eike Hennig hat Jahrzehnte später im Rahmen des „Projekts Osthofen“ anhand von Wahlergebnissen ein politisches Profil dieser Gemeinde anhand vieler Dokumente zusammengestellt. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass der Ort seit 1928 eine relative und seit 1931 eine absolute Hochburg der NSDAP gewesen sei. Diese habe dort Wahlergebnisse erzielt, die durchschnittlich um 9 Prozent über den Reichswerten gelegen hätten. Die Studie weist auch nach, dass eine früh gegründete und straff organisierte einheimische SS dafür gesorgt habe, dass die Osthofener Nazis - ähnlich wie der fiktive Scharführer Zillich und seine Gruppe in Anna Seghers‘ Roman „Kopflohn“ - schon vor 1933 „im ganzen Hessenland als die gefürchtete Truppe der NSDAP“ bekannt gewesen waren. Auch im „Siebten Kreuz“ taucht Zillich als Prototyp des ewigen Landsknechts wieder auf.

Im Zuge der so genannten „Gleichschaltung“ beginnt auch in Osthofen eine nicht mehr abreißende Kette von NS-Propagandaveranstaltungen. Politische Versammlungen, Appelle, organisierte Ausflügen, Spendenaktionen und Gedenkfeiern lösen einander ab. Mal werden die Einwohner direkt mit der Ideologie des neuen Staats konfrontiert, wie bei einem Referat mit dem Titel „Werden und Wesen der neugermanischen Gegenwart“, mal sind es subtilere Versuche der Einflussnahme wie Freundschaftsspiele zwischen der Osthofener Hilfspolizei gegen ein Regiment der Wehrmacht, oder es handelt sich um eine Flaggenparade im Scheinwerferlicht mit anschließendem großen Zapfenstreich. Auch das bereits länger erwartete Lager des Reichsarbeitsdienstes wird mit großem propagandistischen Aufwand eingeweiht.

Karl d’Angelos „Osthofener Zeitung“ vermeldet bereits 1933 die vermeintlichen Erfolge unter der Schlagzeile „Osthofen bleibt faschistisch“. Und die „Mainzer Tageszeitung“ wartet zur gleichen Zeit mit einem Bericht auf über die Jubelfeier zum „Tag der erwachenden Nation in Osthofen“. Dieser schließt mit dem Satz: „Der Terror in Osthofen hat sein Ende erreicht.“ Gemeint war selbstverständlich der „Terror“, den Demokratie und Marxismus aus Sicht der NSDAP verübt hatten.

Selbst fünfzig Jahre später und nach den nicht mehr zu leugnenden Verbrechen des Nationalsozialismus erschien in Osthofen aus Anlass des zwölfhundertjährigen Stadtjubiläums eine Chronik, die ohne jegliche Distanzierung die Nazi-Hymnen von einst übernahm:
„Nach dem Wahlsieg der NSDAP wehten Hitlerfahnen über allen Straßen … Mit Gewehren und Pistolen ausgerüstete SA- und SS-Leute belebten das Straßenbild ... SS-Sturmführer Rudi Bösel unterrichtete die Bevölkerung von der Aufgabe der braunen Kämpfer ... Die Menge reckte den rechten Arm und unter den Klängen des Horst-Wessel-Liedes und des Deutschlandliedes wurden die Fahnen gehisst. Der Kirchenposaunenchor hatte sich freiwillig zur Verfügung gestellt. Ein Fackelzug bewegte sich durch fast alle Straßen und wurde überall bejubelt … Die schwarz-rot-goldene Fahne verfiel dem Feuer, wie auch nun die Misswirtschaft der letzten 14 Jahre.«

Anna Seghers erhob zwar zu keinem Zeitpunkt den Anspruch, dass sie mit dem „Siebten Kreuz“ eine dokumentarisch belegte Reportage schreiben wollte. Andererseits dürfte ein Vergleich zwischen dem fiktiven Westhofen und dem historischen Osthofen aber auch alle Zweifel daran ausräumen, dass der Roman tatsächlich auf nachweisbaren historischen Tatsachen beruht und die Schriftstellerin trotz der spärlichen Informationen, die sie im französischen Exil erreichte, ein sehr zutreffendes Bild von den Anfangsjahren des NS-Systems verfasst hat.

Exemplarisch belegen lässt sich das beim Vergleich von Passagen des Romans, in denen die Wachmannschaft des KZs beschrieben wird, insbesondere der fiktive SA-Mann Zillich, Scharführer in Westhofen, und erhalten gebliebenen Berichten der Osthofener SA-Männer Gustav Dick und Heinrich Gerst. Hier ein Auszug aus dem SA-Dokument:
„1926 im Spätjahr Eintritt in die SA. 1927 Teilnahme an dem großen SA-Aufmarsch in Osthofen ... Die Osthofener SA baut 1928 den Sturm 58 über die umliegenden Ortschaften aus, Westhofen, Bechtheim, Frauersheim, Blödesheim ... 1929 Reichsbannerhorden versuchen die Versammlung in Dittelsheim zu sprengen. Die Osthofener und Wormser SA kann noch zur rechten Zeit eingreifen und schlächt (!) das Reichsbanner in die Flucht … 10.9.1930 Schlägerei mit SPD und KPD in der Wormser- und Hauptstraße, verletzt wurden die Parteigenossen Knopp und Spangenmacher ... 1932 Führerversammlung in Worms. Schlägerei in Osthofen mit der Eisernen Front. 1933... Bei der Machtübernahme durch unseren Führer wurden wir in Osthofen auf Ortschaften verteilt, wo man noch Schlägereien vermutete. Gleich nach Einrichtung des Konzentrationslagers und Bildung der Hilfspolizei trat ich in dieselbe ein und machte dann Dienst als Wachhabender im Lager Osthofen bis Ende November.“

Sowohl für die realen SA-Männer Dick und Gerst als auch für die Romanfigur Zillich ist der Dienst im KZ eine logische Fortsetzung ihrer politischen Aktivitäten vor 1933. Diese betreffen einerseits die Schlägereien mit politischen Gegnern während der als „Systemzeit“ diffamierten Weimarer Republik und andererseits die häufig spontanen Handgreiflichkeiten und Misshandlungen von KZ-Häftlingen in den frühen und „wild errichteten“ Lagern. Die nunmehr Drangsalierten durften jedoch nicht mehr zurückschlagen, was die persönliche Befriedigung der Wächter sicherlich gesteigert hat. Auch das reale Lager Osthofen war für mehrere der ehrenamtlichen bzw. gegen eine kleine Aufwandsentschädigung tätigen Wächter eine Vorschule der Gewalt. Diese Neigungen konnten die Betreffenden bald darauf im Dienst bei Gestapo, Reichssicherheitshauptamt und SS abrunden und in Dachau oder Auschwitz endgültig ausleben.

Und auch das ist festzuhalten: Nicht wenigen Mitgliedern der Wachmannschaften, die den Krieg überlebten, ist es ergangen wie den Osthofener Nazi-„Größen“ Karl Beck, Jakob Buscher, Jakob Ritzheimer, Alfred Spangenmacher, Heinrich Gerst und Alfred Müller: In den bis 1950 durchgeführten Spruchkammerverfahren kamen manche mit Freisprüchen davon, einige wurden zu kleinen Geldstrafen, wenige mit zur Bewährung ausgesetzten Haftstrafen verurteilt. Die Mehrheit aber wurde mit dem vom Volksmund so benannten „Persilschein“ als Minderbelastete eingestuft. Letzteres nicht selten auch dann, wenn wie in den Fällen von Gerst und Buscher in den offiziellen Akten bestätigt wurde, dass sie den „Dienst ordnungsgemäß versehen“ hatten – also zu jedem Verbrechen bereit gewesen waren und solche möglicherweise auch verübt hatten.

Typisch ist auch die Karriere des Juristen Werner Best. Geboren 1903, gründete er 1919 die Mainzer Gruppe des „Deutschnationalen Jugendbunds“, studierte Jura, trat 1930 in die NSDAP ein und saß für diese ab 1931 im Hessischen Landtag. Nach dem Examen ließ er sich als Anwalt in Mainz nieder. In einem Arbeitskreis führender hessischer Nationalsozialisten erarbeitete er Notstandspläne für den Fall der Machtübernahme durch die NSDAP. Diese Dokumente wurden den Behörden der Weimarer Republik zugespielt und Best durfte seinen Beruf einstweilen nicht mehr ausüben. Eine Anklage wegen Hochverrats wird später jedoch wieder eingestellt. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP empfahl sich Best durch seine früheren Planspiele der höheren Führung. Er wurde 1933 Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen, geriet aber in Streit mit dem hessischen Gauleiter Sprenger. Nach der Gründung des Reichssicherheitshauptamtes und der Gestapo avancierte er dort zum Abteilungsleiter und lenkte die Einsatzgruppen in Polen. 1941 wurde er Einsatzleiter im besetzten Frankreich und 1943 Reichsbevollmächtigter im besetzen Dänemark. Nach Kriegsende verurteilte man ihn dort zum Tode, begnadigte ihn dann aber zu 12 Jahren Haft. Als er lediglich fünf Jahre davon verbüßt hatte, wurde er vollständig begnadigt, entlassen und kehrte in die Bundesrepublik zurück. Bereits Anfang der 50er Jahre startet er eine neue Karriere. Zunächst als Justitiar und später als Mitglied des Direktoriums des Stinnes-Konzerns in Mülheim an der Ruhr. Er starb 1989 im Alter von 86 Jahren.

Die Spannung zwischen Fiktion und historischer Glaubwürdigkeit ist ein wichtiges Element des „Siebten Kreuzes“. Dies betrifft die Biografien von Tätern und Opfern und auch die Sozialstruktur der Orte West- und Osthofen. Und genauso weisen die Schilderungen des teils unterschwelligen, teils offenen NS-Terrors während der Anfangsjahre des Dritten Reichs reale Bezüge zur tatsächlichen Historie auf. Dies gilt auch für die Haltung der Bevölkerung, die sowohl von Anpassung, als auch von stummer Kritik, jedoch selten von offenem Widerstand geprägt war.

Doch es gibt auch Unterschiede. Im realen KZ Osthofen war es nicht zu größeren Ausbrüchen von Inhaftierten gekommen. Dennoch waren einzelne Fluchtversuche zu verzeichnen. So der des jüdischen Rechtsanwalts Max Tschornicki aus Mainz, einem Sozialdemokraten, der am 3. Juli 1933 entkommen konnte. Es gelang ihm, sich ins Saarland abzusetzen, das damals noch unter französischer Verwaltung stand. Nach der Angliederung des Saargebiets ans Deutsche Reich floh er weiter nach Südfrankreich. Seit der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen im Jahr 1940 waren Juden weder im besetzten noch im unbesetzten Teil Frankreichs sicher. Tschornicki wurde entdeckt und im August 1944 von Lyon aus nach Auschwitz deportiert. Dort starb er zwei Wochen vor dem Ende des Kriegs an Entkräftung.
Mancher Kenner des „Siebten Kreuzes“ glaubt in seiner Person das historische Vorbild für Georg Heisler entdecken zu können. Ein solcher Zusammenhang ist jedoch nicht bestätigt.

Erfolgreicher verlief die Flucht von Willy Vogel, dem ehemaligen Kreisleiter der KPD in Worms. Auch sein Weg führte zunächst ins Saargebiet, dann weiter nach Frankreich. Von dort aus setzte er sich nach Spanien ab und nahm als Mitglied der Internationalen Brigaden teil am Spanischen Bürgerkrieg. Nach dem Sieg Francos floh er nach Marokko und schloss sich dort britischen Einheiten an. Bei Kriegsende kehrte er in seine Heimatstadt Worms zurück.

Prominentester Häftling in Osthofen war Carlo Mierendorff, Pressereferent im Hessischen Innenministerium und SPD-Reichstagsabgeordneter. Im März 1933 wurde er verhaftet und aus dem Staatsdienst entlassen. Zunächst gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Als er sich acht Wochen später in Frankfurt inkognito mit Widerstandskreisen traf, wurde er von der Gestapo aufgespürt und nach Osthofen verbracht. Mehrfach wurde er dort misshandelt. Im November 1933 wurde er in das KZ Börgermoor im Emsland verlegt. 1938 wurde er entlassen, arbeitete aber weiter im Untergrund für den deutschen Widerstand. Er wurde im Dezember 1943 Opfer eines Luftangriffs auf Leipzig.

Das KZ Börgermoor unweit von Papenburg zählte ebenfalls zu den ersten seiner Art und wurde im Juni 1933 errichtet. Neben Carlo Mierendorff wurde dort auch Wilhelm Leuschner gefangen gehalten. Dort entstand das Lied „Die Moorsoldaten“, dessen Text von dem Bergmann Johann Esser und dessen Melodie von dem Schauspieler Wolfgang Langhoff stammt. Es wurde weltberühmt. Im Spanischen Bürgerkrieg sangen es die „Internationalen Brigaden“. Unter dem Titel „Chant des Marais“ wurde es zum Lied der französischen Résistance. Hier eine Strophe des deutschen Originals:

"Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor!"

Unweit von Börgermoor entstand das KZ Esterwegen. Hier waren Carl von Ossietzky, der Kabarettist Werner Finck, Julius Leber und der spätere Ministerpräsident von Niedersachsen, Georg Diederichs, inhaftiert.

Mit Blick auf die oben genannten vielfältigen Parallelen zwischen Roman und Wirklichkeit muss an dieser Stelle noch auf einen weiteren, vielleicht den wichtigsten Unterschied hingewiesen werden: Beim realen KZ Osthofen handelt es sich um ein so genanntes „wildes“, also von SA-Angehörigen wild errichtetes KZ aus der Frühzeit des NS-Terrorsystems, das als „Schutzhaftlager“ einerseits der Ausschaltung der politischen Gegner und der Einschüchterung der Bevölkerung diente, andererseits aber noch nicht auf die Vernichtung, sondern auf die „Umerziehung“ der Lagerhäftlinge zielte. In Osthofen gab es zwar (zumeist individuellen) Terror und Misshandlungen von Häftlingen, dem aktuellen Forschungsstand zufolge ist hier aber kein Lagerinsasse ermordet worden. Dies ist eine zwar nur graduelle, aber dennoch wichtige Unterscheidung zum fiktiven Lager Westhofen, das eher Lagertypen wie Dachau oder Buchenwald entspricht.

Anna Seghers hat im Rückblick davon gesprochen, dass „Das siebte Kreuz“ zugleich wahr und erfunden sei und sich deshalb alles „was in dem Buch geschieht … in Wirklichkeit auch begeben haben … kann“. Um dieser Wirklichkeit trotz der Distanz des Exils so genau wie möglich auf der Spur zu bleiben, musste sie versuchen, auf allen möglichen Wegen verlässliche Informationen über den Alltag in NS-Deutschland zu erhalten. Ihre Quellen waren Zeitungen, Augenzeugenberichte von Grenzgängern ihrer Partei, Exilanten-Publikationen wie das „Braunbuch“ und Erzählungen ihrer Haushälterin Katharina Schulz aus Lindelbach.

Realität und Fiktion greifen in Anna Seghers‘ Roman „Das siebte Kreuz“ ineinander. Wer sich neben der Lektüre des Romans ein ungefähres Bild von der Situation in dem ehemaligen KZ Osthofen machen möchte, dem sei ein Besuch der Gedenkstätte empfohlen.

Klaus Philipp Mertens