Archiv "Vom Geist der Zeit" | Gesellschaft und Politik

Gentrifizierung in Frankfurt-Sachsenhausen

„Mietparteien im Sachsenhausener Grethenweg klagen, dass ihre Wohnungen verkommen. Sie haben Angst, verdrängt zu werden“ berichtete die FR am 09.09.23

© QWantMap

 

Das Geschäftsmodell „Verdrängung von Mietern“ wird von bekannten Verdächtigen (oder soll man sie als Täter bezeichnen?) betrieben. In Frankfurt zählt offensichtlich u.a. die Fa. „BC Immobilien“ dazu. Zumindest erweckt sie durch ihre Praktiken entsprechende Anscheinsvermutungen. Derzeit rufen Machenschaften im Sachsenhäuser Grethenweg Nr. 84 das öffentliche Interesse hervor.

 

Ein Betroffener hat sich deswegen an die Stabsstelle Mieterschutz gewandt. Denen ist BC Immobilien keine Unbekannte. Auch Mieter anderer Liegenschaften, die von dem Unternehmen verwaltet werden, haben sich wegen ähnlicher Missstände beschwert. Wenn der Leiter der Stabsstelle bestätigt, dass das Vorgehen der Gesellschaft einem gewissen Muster folge, das geeignet sei, Mieter aus Wohnungen zu drängen, frage ich mich, ob es lediglich bei der Mutmaßung bleibt.

 

Ex-Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Stabsstelle installierte, hat während seiner Amtszeit mehrfach Häuser besucht, die entmietet werden sollten. Von seinem Nachfolger Mike Josef ist das nicht bekannt. Möglicherweise hat er Beißhemmungen. Denn die gegen Feldmann gerichtete Abwahlkampagne, die letztlich zu Josefs Wahl führte, wurde u.a. von dem Immobilienmakler Rainer M. Ballwanz finanziert. Steht der OB diesem Gewerbe zu nahe?

 

Allem Anschein nach gibt es einen Interessenskonflikt. Zwar wirbt die SPD-Landtagskandidatin für Sachsenhausen, Katharina Stier, mit dem Slogan „Wohnraum schützen - Spekulation bekämpfen!“. Doch auch sie wurde samt Gefolge weder im Grethenweg noch am Sitz von BC Immobilien in Neu-Isenburg gesehen. Dabei weiß man doch, dass starke öffentliche Proteste wirksamer sind als zahnlose Gesetze.

 

Am 8. Oktober ist Landtagswahl in Hessen. Ich bin gespannt auf die Erfolgsbilanz, welche die Frankfurter SPD hinsichtlich der Verhinderung von Gentrifizierung vorweisen kann. Nach meinem Eindruck gibt es einige zehntausend Wähler, die davon ihre Stimme abhängig machen.

 

Klaus Philipp Mertens