SPD-Politiker und Gewerkschafter haben einen Friedensaufruf verfasst, um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine durch Verhandlungen zu beenden. Über die Köpfe der geschundenen Bevölkerung hinweg rufen sie dazu auf, sich mit Putin auf einen Waffenstillstand zu verständigen. Und sich anschließend mit ihm auf das künftige Territorium dieses Landes und dessen internationale Anbindung zu einigen. Doch wenn Sozialdemokraten und Sozialisten angesichts der vielen Toten und Verletzten die Waffen schweigen lassen wollen, dann müssten sie zu einer anderen Form des Widerstands aufrufen. Einer Form, die mindestens so risikoreich für Russland sein würde wie der Vernichtungskrieg. Denn ohne die Entschlossenheit seiner Gegner wird der Kreml-Diktator sich auf nichts einlassen.
Deswegen rufe ich die Friedensfreunde, von denen ich den einen und anderen eher als Zauderer kennengelernt habe, zur Entschlossenheit und zu adäquaten Aktionen auf:
„Liebe Neu-Pazifisten, hört auf die Stimme eines Alt-Pazifisten, der seit über 50 Jahren mehr noch als jegliche Gewalt jede Form von Dummheit verabscheut: Friede erfordert Mut, Entschlossenheit, zivile Kampftechniken sowie die Bereitschaft, gegebenenfalls sein Leben einzusetzen.
Nehmt euch den zivilen Widerstand gegen die Besetzer der Tschechoslowakei im August 1968 zum Vorbild. Die stellten sich Panzern in den Weg, leiteten Züge auf Abstellgleise, klebten Plakate, die zum Widerstand aufriefen, unternahmen Sabotageakte gegen sowjetische Einheiten und organisierten Piratensender, welche die Bevölkerung im In- und Ausland über die Lage informierten. Auch wenn dieser Kampf letztlich erfolglos war, so blieb er dennoch ein Fanal.
Also bezieht Stellung an den Fronten im Donbass, bildet unter der schwarz-rot-goldenen Fahne der deutschen Revolution eine unendliche Menschenkette aus Sozialdemokraten und Sozialisten und dokumentiert, dass ihr die wahren Enkel von Marx und Engels seid. Bezwingt Putin durch eure gewaltfreie Aktion. Falls ihr scheitert, so hättet ihr dennoch Geschichte geschrieben.
Sollte euch das als zu risikoreich erscheinen, habt ihr mein volles Verständnis. Aber haltet dann bitte auch die Klappe.“
Klaus Philipp Mertens