Im April 1849 erschien in der literarischen Münchener Wochenzeitschrift "Leuchtkugeln" das Gedicht „s ist wieder März geworden“.Es thematisiert, poetisch verschlüsselt, das Scheitern der Revolution von 1848 und die Wiederkehr der alten, reaktionären Mächte. Als Autor gilt der bereits im September 1849 jung verstorbene August Freiherr von Seckendorff. Erst knapp ein halbes Jahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung wurde der Text im "Demokratischen Liederbuch zum Gebrauch der Volksvereine" (herausgegeben von einer Kommission des „Demokratischen Vereins“ in München 1895, 2. Auflage 1898) sowie in der Sammlung "Freiheitsklänge" (München 1896) erneut publiziert. In beiden Fällen jedoch ohne eine Quellen- oder Autorangabe.
Anders als in den „Leuchtkugeln" ist das Gedicht in diesen Publikationen aus dem sozialdemokratischen Umfeld nun aber mit einer Melodieangabe versehen. Nämlich mit jener von „Ich hab‘ mich ergeben“, einem Lied von Hans Ferdinand Maßmann aus dem Jahr 1820.
Neu entdeckt wurde es fast acht Jahrzehnte später durch das Duo „Zupfgeigenhansel", das es für seine LP "Volkslieder III: Im Krug zum grünen Kranze" (1978) einspielte.
Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, den Text umzuformulieren. Anlass war die Wahl von Friedrich Merz zum Vorsitzenden der CDU. Er ist sowohl in Teilen seiner Partei als auch im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit das Sinnbild für die Rückkehr zu einer sehr konservativen, vor allem neoliberalen Politik. Und erinnert deswegen an die Vorgänge von 1848.
Nun ist’s der Merz geworden,
von Aufbruch keine Spur.
Piefkes aus vielen Orten
bejubeln die Zäsur.
Er hat sich nicht gewandelt,
ist der, der er stets war:
mit Kapital verbandelt
aus Black Rocks bunter Schaar.
Alles niemals bewiesen,
schallt es darauf zurück.
Die Mär von ein paar Miesen,
fingiert sei manches Stück.
Doch in designter Flasche
nur längst vergor‘ner Wein.
Der Phoenix aus der Asche
verbreitet falschen Schein.
Fritz Merz ward neu erfunden;
sein Antritt klar, eiskalt.
Dies Land wird nicht gesunden,
bleibt unter Marktgewalt.
Günstling von Investoren,
wo die Devise zählt:
Der Arme ist verloren,
der Reiche wird erwählt.
Partei der Frühvergreisten,
so nennt man die Union.
Wer immer sich’s kann leisten
genießt die Macht - trotz Hohn.
"Das kritische Tagebuch" führt Klaus Philipp Mertens